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Sagen Ihnen noch die Radio-Eriwan-Witze etwas? Die Antwort eines fiktiven sozialistischen Radiosenders auf Hörerfragen begann immer mit der Einleitung “im Prinzip ja”. Ein kurzer Beispielwitz geht so: “Kann man mit einem russischen Auto auf russischen Straßen 120 km/h fahren? – Im Prinzip ja. Aber nur einmal.” 

Nun ist S/4 HANA ein viel zu ernstes Thema, um darüber Witze zu machen, doch gehört die einleitende Einschränkung “im Prinzip ja” gerade bei diesem Thema in das feste Vokabular eines SAP-Beraters. Ein Beispiel ist die neue Ausgabesteuerung. Sollten Sie sich für eine On-Premise Einführung entscheiden, wie derzeit etwa 90 Prozent der SAP-Kunden, so werden auch Sie sich mit dem Thema konfrontiert sehen.

 Wir fassen im folgenden Beitrag die Vorteile der neuen Ausgabesteuerung mit dem Business Rule Framework zusammen und gehen gleichzeitig auf die derzeitigen Einschränkungen in der Nutzung ein. 

Was ist BRF+?

Sogenannte Geschäftsregeln innerhalb von SAP bestimmen, wann in einem Prozess welcher Weg eingeschlagen wird, wodurch Unternehmen Standardprozesse unterschiedlich ausprägen und differenzieren können. BRF+ ist die Lösung der SAP, um die transparente Modellierung von Regeln zu erlauben, und durch die intuitive Repräsentation dieser Regeln können sie prinzipiell auch von Key Usern erstellt und gewartet werden, wodurch eine höhere Flexibilität gewährleistet wird. 

Unsere Empfehlung ist, diese Funktion in einer zentralen Stelle im Unternehmen bzw. Unternehmensbereich zu bündeln, da sonst die Gefahr eines Wildwuchses besteht. Sehr stark zum Tragen kommt dieses Framework im Zusammenhang mit dem Modul Master Data Governance, mit welchem Stammdaten angelegt, verwaltet und verteilt werden. BRF+ ist das Werkzeug, mit welchem Vorbelegungen von Feldern definiert und Falscheingaben minimiert werden.

BRF+ bietet unter anderem ein moderneres und intuitiveres Interface, vereinfacht die Steuerung der Nachrichtenfindung. Zusatzprogrammierungen zur Abbildung komplexer Wenn-Dann Bedingungen werden obsolet. Zudem bietet BRF+ Funktionen zur Massenänderung der Nachrichtenfindung über den Import von Excel-Tabellen. Ein weiterer großer Vorteil ist das praktikable Testen der Nachrichtenfindung durch Simulationen. 

Die neue Ausgabeverwaltung von S/4HANA mit BRF+ bietet somit einige Vorteile.

Hier sehen Sie ein Screenshot der BRF+ Workbench, in welcher die Regeln erstellt werden.

Die SAP empfiehlt für S/4 HANA die neue Ausgabeverwaltung unter BRF+ für alle Dokumente zu nutzen.

Die Implementierung der neuen Ausgabeverwaltung ist für Nutzer von S/4HANA Cloud sogar unumgänglich, da die Druckvorschau in den Apps nur darüber funktioniert.

Noch keine durchgehende Lösung

Sollten Sie den Aufwand betreiben, Ihre Drucksteuerung umzustellen, um diese Vorteile zu nutzen, bleiben Ihnen ernüchternde Erkenntnisse jedoch nicht erspart. Womit wir auf den einleitenden „im Prinzip ja“-Teil dieses Artikels zurückkommen. 

Die Drucksteuerung ist noch nicht komplett umgestellt. Wollen Sie zum Beispiel Mahnungen wegen verzögerten Lieferungen verschicken, müssen Sie feststellen, dass dies mit der neuen Ausgabeverwaltung nicht geht. Oder Sie stellen fest, dass der Versand von IDocs nur begrenzt unterstützt wird. Die neue Ausgabeverwaltung mit BRF+ ist nicht dafür entwickelt worden, um die komplette Funktionalität der alten Nachrichtsteuerung abzudecken. 

Während einer Umstellung oder einer Neueinführung sollten Ihre Berater also genau alle Anforderungen an die Nachrichtensteuerung analysieren. Von einer auf nicht absehbare Zeit parallele Verwendung beider Methoden muss ausgegangen werden. Die SAP hält sich in Bezug auf diese Weiterentwicklung recht bedeckt.

Das auch für Berater frustrierende Ende einer Recherche für den Fall, dass BRF+ einen bestimmten Anwendungsfall nicht abdeckt, endet in der Regel beim “berühmt-berüchtigten” Hinweis Nummer 11.  In diesem Hinweis bedankt sich die SAP für Ihr Interesse an der Lösung und lädt Sie ein zur Verbesserung des Produktes Änderungswünsche für zukünftige Entwicklungen zu stellen.

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